Die Westfjorde Islands, welche sich im äußersten Nordwesten befinden, sind die abgelegenste Region des Landes. Noch verhältnismäßig wenige Touristen finden hierher.
Die Region besteht aus einer Halbinsel mit vielen Fjorden und Buchten, die beeindruckende landschaftliche Ausblicke bieten.
Die Westfjorde erstrecken sich über eine Fläche von 22.271 km² und sind sehr dünn besiedelt. Die Bevölkerungszahl liegt bei nur etwa 7.000 Einwohnern, die hauptsächlich in den Küstenorten leben. Die meisten Einwohner leben in Ísafjörður, der größten Stadt der Region.
Als wir die Westfjorde besuchten, hatten wir auf unserer 2-wöchigen Island Rundreise die Ringstraße mit ihren zahlreichen (landschaftlichen) Sehenswürdigkeiten bereits umrundet.
Trotzdem konnte uns die Szenerie und das Flair der Westfjorde Region noch begeistern. Nicht zu vergessen die wesentlich geringeren Touristenmengen – oft begegnet man minutenlang keinem anderen Auto.
Inzwischen würde ich das Gebiet der Westfjorde sogar als das landschaftliche Highlight von Island bezeichnen.
Wenn man 2 Wochen Zeit für Island hat, kann man die Westfjorde gut mit einer Umrundung der Ringstraße verbinden und diesen mehrtägigen Abstecher einbauen.
Wir mussten zwar aus organisatorischen Gründen von Reykjavik starten, aber das ist eigentlich egal.
Im Artikel werde ich mit dem Verlauf unserer Route (gegen den Uhrzeigersinn) von den Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Highlights der Westfjorde berichten, sowie Tipps zur Vorbereitung und den Routen-Etappen geben.
Westfjorde Island – Was du vor dem Besuch wissen solltest
Große Vorbereitungen muss man für einen Trip in die Westfjorde nicht treffen, allerdings sollte man sich den Gegebenheiten dort bewusst sein.
Beste Jahreszeit für die Westfjorde in Island
Hier lässt sich eigentlich recht kurz und knapp sagen, dass man die Westfjorde nicht im Winter bereisen sollte bzw. in den Monaten, in denen es dort schneien kann.
Die Westfjorde sind nicht nur die dunkelste Region im Winter, sondern auch unbarmherzig, wenn der große Schnee eintrifft. Dann kann es passieren, dass man tagelang das Haus nicht mehr verlassen kann, weil alles zugeschneit ist.
Ein gewöhnlicher Mietwagen würde hier auch nicht mehr ausreichen (auch kein reguläres Allradfahrzeug).
Wer also tatsächlich im Winter dorthin fährt, muss den Trip gezielt vorbereiten und planen und mit Island oder derartig schwierigen Bedingungen vertraut sein und Zeit mitbringen.
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man also die Zeit von Mitte Juni bis Ende Oktober anpeilen. Für einen Abstecher in den südlichen Teil der Westfjorde klappen vielleicht auch die angrenzenden Monate noch.
Mietwagen für die Westfjorde Islands – Allrad oder nicht?
Ob man sich mit einem Allrad Fahrzeug ausstattet oder nicht, hängt letztlich auch von den persönlichen Vorlieben ab. Schaden tut es nicht. Gebraucht haben wir es auf unserer Route aber definitiv nicht.
Sicher gibt es auch in den Westfjorden ein paar “F-Roads”, auf denen man nur mit Allrad-Fahrzeug fahren darf. Wir sind aber nie in die Situation geraten, dass wir eine solche Straße fahren wollten und dann nicht konnten.
Den Mietwagen habe ich wie üblich über Check24 gebucht, da ich damit weltweit die besten Erfahrungen mache.
Den Vermieter den wir hatten (Green Motion), würde ich aber nicht weiter empfehlen. Er hatte zwar einen guten Preis, aber wir haben keine manuelle Schaltung bekommen, obwohl gebucht.
Das Fahrzeug hatte außerdem schon mehr Kilometer drauf als sonst so üblich und war nicht im besten Zustand.
Wenn du bei deiner Suche über Check24 oder einen anderen Mietwagenvergleich also die Wahl hast, dann verzichte besser auf Green Motion 😉
Die Abgelegenheit der Westfjorde bedenken
Bevor du in die Westfjorde reist, rate ich dir, dich vorher in einem Supermarkt noch einzudecken, um genügend Proviant dabei zu haben. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es durchaus mal 200 km lang keinen Supermarkt auf der Strecke gibt.
Wer sich also selbst versorgen will, sollte vorher schon etwas einkaufen, sodass es zumindest bis nach Isafjördur reicht (größte “Stadt” in den Westfjorden).
Auch Restaurants gibt es in manchen Gegenden nur sehr rar oder gar nicht.
Das gleiche gilt natürlich für das Tanken, auch wenn es hier ein wenig besser aussieht. 100 km ohne Tankmöglichkeit ist aber trotzdem oft der Fall.
Angst haben, dass man mal liegen bleibt und dann stundenlang keine Hilfe kommt, braucht man aber nicht. So abgelegen ist es vielleicht nur im Winter in den Westfjorden.
Der Handyempfang ist aber trotzdem viel schlechter als z.B. auf der Ringstraße. Oft hat man an den Westfjorden kein Internet oder gar keinen Empfang.
Westfjorde Island – Route und Sehenswürdigkeiten in 5 Tagen
Für unsere Route hatten wir 5 Tage Zeit (mit Start und Ende in Reykjavik bzw. dem KEF Flughafen).
Das sind insgesamt um die 1300 km. Mit 260 km pro Tag ist das zwar nicht wenig, für uns war es aber gut.
Besser ist aber, wenn man die Westfjorde mit der Ringstraße verbindet. Dann spart man sich um die 200 km.
Wer so viel Fahrt pro Tag nicht gewöhnt ist, sollte sich aber besser eine ganze Woche Zeit nehmen. Dann kann man auch noch ein wenig mehr erkunden oder mal 2 Nächte an einem Ort bleiben (z.B. in Isafjördur).
Allerdings reichen eben auch 4 Nächte / 5 Tage, wie unsere Route zeigt. Das sollte dann aber auch das Minimum sein.
Westfjorde Island Karte zu allen Sehenswürdigkeiten und der Route
Zu deiner Orientierung habe ich hier eine Karte erstellt, welche alle bisher erwähnten Punkte bzw. Sehenswürdigkeiten beinhaltet, sowie unsere komplette Route zeigt.
Der Übersichtlichkeit halber lasse ich Reykjavik auf der Karte aus.
1. Stopp an den Westfjorden Islands: Drangsnes Pools (1. Nacht)
Kurz nach Verlassen der Ringstraße auf die Straße 68 merkt man direkt, dass viel weniger los ist.
Je weiter man die ländliche Straße entlang der ersten Fjorde fährt, desto beschaulicher wird auch die Landschaft.
Unser erstes Ziel und unsere erste Übernachtung war im kleinen Ort Drangsnes. Diesen erreicht man durch Abbiegen auf die Straße 643, welche in der Einbuchtung eines Fjordes beginnt.
Die anschließende, ca. 22 km und 20 min lange Fahrt nach Drangsnes, führt direkt am Wasser entlang und ist szenisch sehr schön.
Hier lohnt es sich, ab und zu anzuhalten.
In Drangsnes selbst gibt es einige Unterkünfte und die 3 Pools, für die der Ort wohl hauptsächlich bekannt ist.
Die Pools sind den ganzen Tag, auch nachts, benutzbar und man wird hier sowohl Einheimische, als auch andere Reisende treffen.
Nachts hat es geregnet, daher sind wir erst am nächsten Morgen für ca. 1 Stunde in die Pools. Dann hat man aber auch die schöne Sicht auf den Fjord und kann sich im (schätzungsweise) 35-40°C warmen Wasser gut entspannen (das Quellwasser kann nach Belieben mit dem kalten Wasserzugang runter gekühlt werden).
Gegenüber der Straße gibt es auch Duschen/WCs und somit die Möglichkeit, einfach mit dem Auto anzureisen und sich umzuziehen.
Übernachtung in Drangsnes – Unsere Unterkunft
In Drangsnes hatten wir unsere kleinste und günstigste Unterkunft auf dem Island Roadtrip. Diese gibt es bei AirBnB.
Die extra für Gäste gebaute und beheizte Hütte ist klein, aber fein und ist nur 100 m von den Drangsnes Pools entfernt. Man kann also gemütlich hin laufen. Die Übernachtung hat nur 64€/Nacht gekostet.
Die Unterkunft findest du hier auf AirBnB.
Update: Aktuell (04/2023) ist das Inserat zwar noch auf AirBnB, allerdings sind noch keine Tage freigeschaltet. Ich lasse die Empfehlung daher noch drin.
Mehr Unterkünfte in Drangsnes und Umgebung findest du alternativ auch bei Booking.com (hier geht’s zur Drangsnes-Seite).
Wer noch länger in der Region bleibt oder z.B. 2 Nächte in Drangsnes übernachtet, der kann sich auch überlegen, den Weg in die kleinste Gemeinde Islands, “Árnes” (siehe auf Google Maps) zu machen.
Die Strecke ist landschaftlich bestimmt super.
Allerdings muss das auch überlegt sein, denn die Straße ist eine Einbahnstraße und von Drangsnes sind es ca. 100 km bei knapp 2 Stunden Fahrtzeit.
Wenn, dann sollte man also besser im Hotel Djúpavík, kurz vor Árnes, Zwischenhalt machen.
Westfjorde Island – Im Zick-Zack Kurs um zahlreiche Fjorde in toller Landschaft
Unsere Strecke für den zweiten Tag verlief von Drangsnes über Isafjördur bis nach Flateyri, wo wir übernachteten. Gesamtlänge sind ca. 250 km und 3 Stunden reine Fahrtzeit.
Verlässt man das Gebiet um Drangsnes wieder, fährt man zunächst etwa eine halbe Stunde lang durch das Binnenland.
Dann aber geht es an die Fjorde und man beginnt, sich von einer Einbuchtung zur nächsten zu schlängeln. Die Umgebung ist bei jedem Fjord einzigartig und man erlebt hier eine der schönsten und ursprünglichsten Seiten Islands, wie ich finde.
Hunderte Wasserläufe rinnen immer wieder neben der Straße herunter, hier und da bildet sich ein Regenbogen.
Mit ein wenig Glück sieht man in den Fjorden auch Wale, die gerade Luft holen.
Manchmal läuft die Straße flach am Wasser entlang. Kurze Zeit später findet man sich weit oben wieder und überblickt die traumhafte Kulisse der Westfjorde Region.
Ich kann nur jedem Glück mit dem Wetter für diesen Streckenabschnitt wünschen. Wir hatten es.
Auf dem Weg Richtung Isafjördur fährt man wenige Male auch an kleinen Orten vorbei (die dann auch eine Tankstelle haben). Die Orte sind wirklich sehr beschaulich und hübsch.
Die Häuser sind, typisch isländisch, meist sehr farbenfroh und alles wirkt sehr friedlich.
Erwähnenswert ist der Wasserfall “Valagil” (Google Maps), welcher sich zwischen einem der Fjorde befindet und auf einer kurzen halbstündigen Wanderung durch schöne isländische Landschaften zu erreichen ist. Gut für eine ausgedehnten Fahrpause.
Einen weiteren Stopp könntest du im kleinen Örtchen machen. Hier gibt es das “Arctic Fox Centre“, ein kleines Museum über das erste Landsäugetier hier im hohen Norden – dem Polarfuchs.
Es gibt auch ein Gehege, wo man zwei Polarfüchse sehen kann. Geöffnet im Mai und September von 9.00-15.30 Uhr und von Juni bis August von 9.00 bis 18.00 Uhr.
Noch einen Fjord muss man von hier aus befahren, bis man schließlich in der “Hauptstadt” der Westfjorde ankommt: Isafjördur.
Isafjördur – die Stadt mitten im Fjord
Isafjördur ist für mich die schönste Stadt Islands und vom Anblick her ein Traum. Klar, wir hatten auch gutes Wetter und die Nachmittagssonne gab ein tolles Licht her.
Aber allein der Anblick des ruhigen Wassers, in dem sich die Häuser, Boote und das Bergmassiv im Hintergrund spiegeln, ist der Wahnsinn.
Der eigentliche Ortskern liegt aber mitten im Fjord Gewässer, welches ursprünglich auf eine Sandbank gebaut und kontinuierlich erweitert wurde.
In Isafjördur leben nur etwa 2500 Menschen und es gibt sogar eine Hochschule, sowie andere kulturelle Einrichtungen. Wer länger in der Stadt bleibt, kann hier einige Touren mit den ortsansässigen Touranbietern unternehmen. Zum Beispiel Whale watching, Trekking, Reiten oder Kayak fahren.
Auch für uns Reisende wichtig: Es ist die einzige Stadt in den Westfjorden mit großen Supermärkten, also Nettó und Bónus. Für die kommenden Tage sollte man sich hier also eindecken.
Übrigens: In Isafjördur gibt es auch einen kleinen Flughafen.
Vom Reykjavik Flughafen (nicht Keflavic KEF) wird Isafjördur 1-2x täglich angeflogen. Einfach gibt es den Flug ab ca. 90€.
Wer also ganz wenig Zeit, aber das Geld hat, könnte einen Westfjorde Trip auch so bewältigen und vor Ort dann einen Mietwagen nehmen. Der Flug an sich ist jedenfalls sicherlich ein Erlebnis in Anbetracht der Landschaftsbilder.
Wer erwägt in Isafjördur zu übernachten, findet vor allem auf Booking.com (hier geht’s zur Isafjördur-Seite) oder AirBnB eine gute Auswahl. Man sollte aber besser einige Wochen im Voraus buchen, denn die Zahl der Unterkünfte ist natürlich begrenzt.
Empfehlung für Isafjördur: “Sólheimar Studio Apartment” (Booking.com) – Eine tolle kleine Ferienwohnung mit Bergblick inkl. Küche gibt es hier ab ca. 150€/Nacht. Ein nutzbarer Garten inkl. Grill usw. ist ebenfalls vorhanden. 9,5/10 bei Booking.com.
Wir waren eher kurzfristig dran und fanden in Isafjördur keine für uns passende Unterkunft. Daher blieben wir die Nacht im nahegelegenen Ort Flateyri.
Flateyri – verschlafenes Fischerdorf mit isländischem Charme (2. Nacht)
Als wir von Isafjördur zu unserer Übernachtung für den heutigen Tag aufbrachen, wussten wir noch nicht, welch’ schöner Ort uns erwarten würde.
Kurz nach Isafjördur gelangt man in ein großes Tunnelsystem (längster Tunnel Islands), in dem Achtung geboten ist. Denn an manchen Stellen wird der Tunnel einspurig und man muss in einer der (vermeintlichen) Nothaltebuchten ausweichen (haben wir anfangs nicht gleich kapiert).
Nach Verlassen des Tunnels geht es dann abwärts und noch ein Stück am Fjord entlang.
Der erste Eindruck Flateyris bestätigte den Namen, der ja irgendwie nach “flach” klingt. “Eyri” jedenfalls steht für Sandbank und so ist Flateyri, ähnlich wie Isafjördur, auf einer (flachen) Sandbank gebaut.
Das Dorf zählt 300 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Fischfang.
Bei unserer Ankunft war es etwa 1 Stunde vor Sonnenuntergang und das Licht fantastisch. So nutzten wir das verbliebene Tageslicht und erkundeten den kleinen Ort.
Wer einen echten, authentischen isländischen Ort erleben möchte, der vom Tourismus noch relativ unberührt ist, der ist in Flateyri richtig. Hier kann man sich ein wenig in das Leben der Isländer im Norden hinein versetzen.
Allerdings, so schön es hier auch ist, leben möchte ich insbesondere in der dunklen Jahreszeit hier (in einer der abgelegensten Regionen Islands) aber nicht.
Übernachtung in Flateyri – Unsere Unterkunft
Übernachtet haben wir im Síma Hostel.
* UPDATE: Leider ist dieses schöne Gästehaus nicht mehr zur Buchung verfügbar. *Dort gibt es Doppel-/Zweibettzimmer ab ca. 70€/Nacht und man hat eine tolle, großzügige Küche zur Selbstversorgung, sowie ein gemütliches Wohnzimmer.
Die Atmosphäre hier drin führt schnell dazu, dass man sich “wie zuhause” fühlt. Alles ist außerdem sehr sauber und toll eingerichtet.
Einfach top und sehr empfehlenswert!
Hier geht es zum Hostel (booking.com).
Empfehlenswerte Alternative in Flateyri: “The Old Bookstore” (Booking.com) – Hier handelt es sich tatsächlich um einen ehemaligen Buchladen mit historischem Flair. Das über 100 Jahre alte Gebäude ist sehr stilvoll eingerichtet.
Das Zimmer mit Seeblick gibt es für ca. 190€/Nacht inkl. Frühstück.
Mehr Unterkünfte in Flateyri findest du auf der Booking-Seite zu Flateyri.
Dynjandi – Der schönste Wasserfall in den Westfjorden Islands
Unser Tagesziel für den heutigen Tag war Breiðavík, ein Ort im äußersten Westen Islands.
Insgesamt haben wir heute knapp 200 km vor uns, bei einer reinen Fahrtzeit von ungefähr 3:15 Stunden.
Allerdings kommt man auf dem heutigen Weg fast unweigerlich an einer der Top Sehenswürdigkeiten der Westfjorde vorbei, nämlich dem Dynjandi Wasserfall (s. Google Maps).
Auf unserer Island Rundreise haben wir schon echt viele Wasserfälle gesehen, daher war schwer vorstellbar, dass uns ein weiterer Wasserfall erneut beeindruckt.
Der Dynjandi hat dies aber geschafft, denn er ist einfach nochmal ganz anders, als die übrigen Wasserfälle Islands.
Nicht nur die Form und Breite des Wasserfalls ist einzigartig, sondern auch die Umgebung drum herum. Man muss sich hier quasi Schritt für Schritt einen (kleinen) Berg “hochkämpfen”, bis man die “Ehre” hat, endlich unter dem majestätischen Dynjandi zu stehen.
Westlichste Region Islands – Auf nach Breiðavík und zum Látrabjarg (3. Nacht)
Nach dem gestrigen Tag (von Drangsnes nach Flateyri) gab es an diesem Tag erneut Landschaften zu sehen, die ihresgleichen suchen. Speziell ab der Kreuzung, an der man von Straße 60 auf die 62 wechselt, wird es noch einmal richtig interessant.
Ist man bisher nur an felsigen Fjorden entlang gefahren, sieht man sich auf einmal an einer Küstenstraße mit Sandstränden wieder. Etwa 35 km geht dieser Abschnitt.
Etwa in der Mitte dieses Abschnitts macht die Straße eine Biegung vom Meer weg. Dort, an einer Art Lagune befindet sich übrigens eine kleine heiße Quelle, die sog. Krosslaug Hot Spring (s. Google Maps). Neben dem Schwimmbecken (inkl. Umkleiden/Toiletten ist direkt am Meeresrand auch ein Naturpool mit einer tollen Aussicht auf die Landschaft. Wer eine kleine Pause mit einem entspannend heißem Bad möchte, ist hier also richtig. Inzwischen kostet es um die 1000 ISK Eintritt, den man per “Spendenbox” bezahlen kann.
Nach dem wohl schönsten Strandabschnitt auf dieser Strecke (s. Google Maps) überquert man ein Gebirge, um zum nächsten Fjord zu gelangen. Die Aussicht, wenn man hoch oben im Gebirge auf den Fjord nach ganz unten sieht, ist beeindruckend. Leider habe ich keine Bilder davon, weil man hier schwer anhalten konnte.
Unten am Fjord angekommen, wechselt man auf die Straße 612.
Schiffswrack Island – Garðar BA 64
Kurz nach Befahrung der Straße 612 fährt man automatisch am Schiffswrack der Garðar BA 64 vorbei. Das älteste Stahlschiff Islands steht seit 1981 hier am Strand und rostet vor sich hin.
Für Leute die “Lost Places” bzw. alte Wracks lieben (siehe auch mein Artikel zum Flugzeugwrack in Island), ist die BA 64 ein cooler Zwischenstopp.
Die Garðar BA 64 wurde einst für den Walfang genutzt. Nach strengeren Gesetzen dann nur noch zum Fischfang und schließlich – aufgrund von Sicherheitsmängeln – außer Betrieb genommen. Das Schiff ließ man dann einfach auf Grund laufen, wo es heute immer noch steht.
Als nächstes stand für uns heute nur noch die Fahrt zu unserer Unterkunft in Breidavik bevor.
Ein möglicher Stopp vor Breidavik wäre nun noch der sogenannte Muschelstrand Tungurif (Google Maps), einer der wohl schönsten Sandstrände in der Region, der aber zu einem großen Teil aus Muschelschalen besteht.
Latrabjarg Übernachtung – Unser Hotel in Breidavik
Etwa 40 Minuten Fahrtzeit auf Schotterstraßen ist es vom Schiffswrack, bis wir an unserem Hotel für heute Nacht ankommen.
Übernachtet haben wir im Breidavík Guesthouse. Das relativ große Hotel ist die nächstgelegenste Unterkunft zum Latrabjarg und kostet inzwischen ab 150€/Nacht inkl. gutem Frühstücksbuffet! Für uns wichtig war auch die Küche zur Selbstversorgung abends. Es gibt aber auch ein Restaurant.
Für Camper gibt es nebenan vom Hotel auch direkt einen Campingplatz für 2400 ISK (ca. 16€) inkl. Küche.
Auch sehr cool ist hier einfach die umgebende Landschaft. 1 Stunde vor Sonnenuntergang habe ich einen Spaziergang zum Strand und durch die Dünen unternommen, was zu tollen Fotos führte. Ich war der einzige hier draußen. Natur pur 😉
Die Unterkunft kann man inzwischen wohl nur noch über deren Homepage buchen indem man eine Reservierung anfragt.
Alternative Empfehlung: “HnjóturGuesthouse” – Eine deutliche kleinere Unterkunft als die zuvor genannte bei netten privaten Gastgebern. Auch nur eine halbe Stunde vom Látrabjarg entfernt liegt dieses Gästehaus in der isländischen rauen Natur. Direkt in der Nähe befindet sich auch ein kleiner Hangar mit einem alten Flugzeug, das einem der Besitzer gerne zeigt. Die Buchung erfolgt direkt über deren Website. Das Zimmer gibt es ab ca. 150€ inkl Frühstück in der Hauptsaison.
Mehr passende Unterkünfte in der Nähe findest du auch bei Booking.com (hier geht’s zur Breidavik-Seite).
Noch mehr Auswahl gibt es im Ort Patreksfjördur, der dann allerdings schon über 1 Stunde vom Latrabjarg entfernt ist.
Látrabjarg – Steilklippen im äußersten Westen Islands und Heimat der Papageientaucher (Puffins)
Am nächsten Morgen machten wir uns auf, zum westlichsten Punkt Islands und gleichzeitig Europas.
Die Steilklippe am Latrabjarg ist etwa 14 km lang und bis zu 440 Meter hoch. Die Steilküste bietet eine atemberaubende Aussicht auf das Meer und ist ein wichtiger Brutplatz für Vögel wie Papageientaucher, Basstölpel und Gryllteisten.
Am Latrabjarg angekommen, ist es, wie an jedem Landesende mit Steilklippen, sehr windig.
Hoch über dem Meer wandert man hier am Rande der Klippen entlang, deren geneigtes Ende sie noch abenteuerlicher aussehen lassen.
Und tatsächlich soll der äußerste Rand der Klippen nicht ungefährlich sein. Durch die Brutnester/-höhlen der Vögel kann der Boden instabil werden und abbrechen. Auch wir stießen einmal auf einen Spalt in der Erde am Rande einer Klippe. Es ist davon auszugehen, dass dieses Stück irgendwann einmal abbrechen wird.
Bleibt man auf dem Weg, wird aber nichts passieren.
Eigentlich hofften wir, noch auf einige Papageientaucher zu stoßen (im engl.: “Puffins”), die hier in großer Zahl brüten. Allerdings ist deren Brutzeit Mitte September gewöhnlich schon beendet und außer ein paar Möwen und dergleichen, entdeckten wir keine Vögel. Im Sommer hat man bessere Chancen, denn die Brutzeit ist von Mai bis August. Dann werden die Nester in den Klippen bzw. Felswänden gemacht und die Papageientaucher fliegen entsprechend oft um ihre Jungen zu füttern. Außerhalb der Brutzeit befinden sich die Vögel dagegen ständig auf dem Meer und sind nicht an den Klippen anzutreffen.
An der Klippe des Latrabjarg hätte man noch ewig entlang wandern können. Dabei ging es stets aufwärts. Irgendwann kehrten wir aber wieder um. Landschaftlich ein sehr cooler Ausflug, aber durch den starken Wind auch etwas ungemütlich auf Dauer. Im Winter würde ich mich hier vermutlich nicht hin wagen 😀
Rauðisandur Beach – Der schönste Strand Islands
Vom Latrabjarg geht es nun wieder eine gute Strecke den gleichen Weg zurück. Über Schotterstraßen, an steilen Klippen entlang. Mal passiert man Sandbänke, mal Dünenlandschaften. Die Strecke ist, wie so oft, wunderschön.
Nach etwa 50 Minuten muss man auf die Straße 614 abbiegen. Von hier geht es nun weitere 10 km einen steilen und sehr kurvigen Gebirgspass entlang, welcher am Ende nach unten zum Meer führt. Man überquert damit also die Halbinsel.
Unten angekommen, wissen wir zunächst nicht so recht wohin. Wir fahren erst einmal nach rechts am Ufer entlang, kehren dann aber wieder um, da man nicht direkt an den Strand gelangt.
Tatsächlich befindet sich die beste Stelle zum Parken am Campingplatz Melanes (Google Maps). Für Camper eignet sich dieser Campingplatz direkt am Strand natürlich ebenfalls perfekt als Übernachtungsmöglichkeit (mehr Infos auf der Homepage)
Ich habe mir erlaubt, den Raudisandur Strand als den schönsten Strand Islands zu bezeichnen, da er wirklich eine Besonderheit ist.
Eigentlich ist es eher eine Mischung aus Sandbank und Strand. Als wir dort waren, konnte man auf die Sandbank laufen. Je nach Gezeiten ist das aber vielleicht auch nicht möglich.
Das coole ist hier vor allem das Muster und die extreme Weite der Sandbank. Man fühlt sich wie in einer Art Wüste, ist aber doch am bzw. im Meer.
Läuft man zum Meer, stößt man dann aber doch auf einen richtigen Strand mit vorgelagerten Dünen. Das tolle Wetter macht unseren Aufenthalt hier perfekt.
Wir sind auf dieser riesigen Fläche zudem die einzigen Menschen. So etwas ist entlang der Ringstraße kaum vorstellbar und das ist auch ein Grund, warum die Westfjorde so lohnenswert sind! Man hat hier eben noch viel von ursprünglicher isländischer Natur in Ruhe und Abgeschiedenheit.
Rückblickend würde ich sagen, dass das ganze Gebiet rund um die Halbinsel des Latrabjargs der schönste Teil der Westfjorde ist.
Dafür sollte man also wenigstens einen Tag einplanen.
Weiter die Fjorde entlang nach Reykhólar (4. Nacht)
Inklusive dem Abstecher zum Raudisandur Beach haben wir heute etwa 230 km zu fahren, von Breidavik bis zu unserem Tagesziel, einem Hotel bei Reykhólar. Die Dauer sind ca. 3,5 Stunden.
Die letzte Etappe kann ich nun ein wenig abkürzen. Vom Raudisandur Beach sind wir ohne großen Halt bis zur Halbinsel bei Reykhólar durchgefahren. Die Landschaft ist immer noch schön, aber nicht mehr so beeindruckend wie die letzten Tage.
Ganz beschaulich ist der Ort Reykhólar, welcher sich etwa 15 km von der Hauptstraße entfernt, befindet. Wir mussten diesen Abstecher tun, da sich dort der einzige Mini-Supermarkt weit und breit befindet und wir nichts mehr zu Essen hatten.
Einen englischsprachigen Artikel zu möglichen Unternehmungen bei Reykhólar findest du hier.
* UPDATE: Die Unterkunft ist inzwischen leider geschlossen. * Unsere Unterkunft am heutigen Tage war das Hotel Bjarkalundur, welches sich direkt an der Hauptstraße 60 befindet. Die Zimmer sind wirklich gut und für den Preis von nur 76€/Nacht einwandfrei.
Du findest es hier auf Booking.com.
Empfehlenswerte Alternative: “Miðjanes Reykhólahrepp” (Booking.com) – Etwas außerhalb von Reykhólar gelegen bietet dieses Gästehaus einfache und kleine Zimmer ab ca. 80€/Nacht. Eine Küche zur Selbstversorgung steht auch bereit.
Am letzten Tag sind es dann noch 220 km mit knapp 3 Stunden Fahrtzeit nach Reykjavik, wenn man direkt fährt.
Weitere Sehenswürdigkeiten an den Westfjorden.
Da wir natürlich auch nicht überall waren, liste ich hier noch einige Punkte auf, die man bei Bedarf ansteuern kann. Dazu zählen auch heiße Quellen, die es an den Westfjorden zuhauf gibt. Auf der Karte weiter unten sind die Punkte zudem eingezeichnet.
Heiße Quellen / Hot Tubs
- Pollurinn Hotpot (Google Maps) – Den Bildern auf Google zu beurteilen nicht der sauberste Pool. Die Aussicht auf die Fjorde ist aber schön.
- Hellulaug Quelle (Google Maps) – Natürliche Quelle. Von der Straße nicht direkt sichtbar, aber es gibt einen Parkplatz. Blick auf das Meer und den Fjord. Kostenlos.
- Reykjafjardarlaug Quelle (Google Maps) – Sehr schöne natürliche Quelle in der Landschaft, welche direkt auf der Route liegt. Nebenan ist auch ein Schwimmbecken. Kostenlos.
- Hörgshlíðarlaug (Google Maps) – Kleiner gebauter Pool direkt am Fjord. MIt kleinem Abstecher auf Tag 2 Richtung Isafjördur zu verbinden. Kostenlos.
- Gvendarlaug (Google Maps) – In der Nähe von Drangsnes (s. 1. Nacht) befindet sich diese schöne heiße Quelle sowohl mit Naturpool als auch Schwimmbecken. 600 ISK Eintritt.
- Schwimmbad (1000 ISK Eintritt) in Patreksfjörður (Google Maps) – sehr schönes, öffentliches Schwimmbad mit direktem Blick auf den Fjord
- Guðrúnarlaug (Google Maps) – Am südlichen Ende der Westfjorde und gut auf der Rückfahrt Richtung Reykjavik zu verbinden, befindet sich dieser sehr schöne Naturpool.
Andere sehenswerte Orte oder Regionen an den Westfjorden:
- Naturreservat Hornstrandir – Die abgelegenste und nördlichste Region Islands kann man nur per Fähre erreichen und zu Fuß mehrtägig erwandern. Ein Paradies für sämtliche Tierarten (auch den Polarfuchs) und Pflanzen. Um Hornstrandir zu besuchen, sollte man sich gut vorbereiten.
Es gibt auch geführte Touren, die aber natürlich ihren Preis haben (ich habe auf die Schnelle etwas für ca. 1500€ gefunden). - Latrar Air Station (Google Maps) – Die ehemalige und hoch gelegene NATO Radarstation bietet wunderbare Ausblicke auf die Fjord-Landschaft. Einen Abstecher kann man gut von Isafjördur aus unternehmen. Hinweis: Manchmal ist die Straße nach oben gesperrt
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Westfjorde von Island die rustikale und fantastische Natur des Landes in ihren sämtlichen Facetten zeigt und am Ende keine Wünsche mehr übrig bleiben.
Dabei kann man hoffen, dass diese bisher noch recht untouristische Region auch lange noch so bestehen bleibt und die großen Touranbieter ihre Busse weiterhin in der Umgebung von Reykjavik lassen.
Es müsste allerdings auch noch sehr viel hinsichtlich der Infrastruktur passieren , damit es möglich ist, massenweise Touristen hierher zu bringen.
Jedem verantwortungsvollem Individualreisenden kann ich aber nur empfehlen, eine mehrtägige Tour in die Westfjorde einzubauen, um diesen schönen Teil Islands nicht zu verpassen.
Warst du auch schon einmal in den Westfjorden Islands? Erzähl’ doch davon in den Kommentaren!
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Weitere Infos dazu
Zum Abschluss gibt es wie üblich die Galerie mit den schönsten Bildern zu den Westfjorden:
Hallo,
wir als Familie besuchten 2019 die Westfjörde. Es stimmt alles, was hier sehr toll berichtet und dargestellt wird.
Geländegängiges Auto – hatten wir, aber mit Spezialreifen ca. 5 cm Profil bestellen. Wir hatten bei Sunnycars München gebucht. Auto war i.O. aber auch ohne Handschaltung. Diese ist in den Westfjörden sehr hilfreich ( auch mit Untersetzung ). F-Straßen und Wasserfurten kamen wir nur zum Teil durch ( spitze Steine zwangen zur Rückfahrt )
Übernachtung in Hesteyri – Old Doctor’s House, oben genanntem Latrabjarg Hnjotur guesthouse, Súðavík & Heydalur ( auch mit kostenlosem Hot Pod ).
Die Nordseite von Hornstrandir fehlt uns leider komplett. Unterkunft hatten wir dort gebucht, kamen aber nicht dazu, weil wir jede Planung bei Seite schieben mußten. Man muß Zeit mitbringen und einfach auch mal loslassen können. Das haben wir dann auch gemacht. Wir fahren wieder hin !