Das Nordkap im Norden Norwegens – oft das (symbolische) Ziel einer langen oder kürzeren Reise im Norden Europas. Die Meinungen dazu sind unterschiedlich und streng genommen liegt dort, am Plateau mit der markanten Weltkugel aus Stahl ja noch nicht einmal der nördlichste Punkt. Dieser ist über eine anstrengende, lange Wanderung zu erreichen.
Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Besuch des Kaps, zumindest bei gutem Wetter, denn auch die Landschaftsroute davor ist auf jeden Fall sehenswert.
Infos zum Nordkap Besuch und Öffnungszeiten
Das Nordkap ist grundsätzlich ganzjährig geöffnet.
Die Einfahrt und das Parken ist kostenlos.
Wer jedoch das Besucherzentrum (“Nordkaphalle”) besuchen möchte, zahlt dafür einen Eintritt von 310 NOK (ca. 31€).
Das Besucherzentrum ist je nach Jahreszeit unterschiedlich geöffnet:
Von Oktober bis Mitte Mai von 11-15 Uhr, im September von 11-17 Uhr und in der Sommerzeit von Mitte Mai bis August von 11-1.00 Uhr.
Mehr dazu und aktuelle Infos dazu findest du hier.
Die Nordkaphalle enthält unter anderem: historische Ausstellungen, einen Panoramafilm zum Nordkap, Restaurant und Kaffeebar, ein Thaimuseum anlässlich des Besuchs eines einstigen thailändischen Königs, ein kleines Postamt und mehr.
Historische Hintergründe zum Nordkap
Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Nordkap mit dieser Bezeichnung erstmals kartografiert durch ein englisches Segelschiff.
Hundert Jahre später galt ein italienischer Priester als der erste Tourist des Nordkaps, da dieser damals allein angereist ist, um herauszufinden, wie die Menschen im hohen Norden überleben konnten.
Erste Schiffe steuerten den nördlichsten Punkt Europas Mitte des 19. Jahrhunderts an. Hurtigruten nahm die Verbindung dann 1893 auf, sodass der Tourismus seitdem noch einmal anzog.
1956 wurde dann auch endlich die Straße bis zum Nordkap fertiggestellt, wodurch der Tourismus in der heutigen Form beginnen konnte. Die erste Version der Nordkaphalle entstand, sowie 1978 die berühmte Weltkugel-Statue.
Fahrt zum Nordkap mit Sehenswürdigkeiten & Zwischenstopps auf der Route
Unser Ausgangspunkt für die Fahrt zum Nordkap war die Gegend nördlich von Olderfjord. Dort zweigt die E9 auf die E69 in Richtung Norden bis direkt ans Nordkap. Direkt in Nordkap Nähe ist die Auswahl an Unterkünften eher gering. Wer früh genug bucht, findet aber z.B. im letzten nennenswerten mittelgroßen Ort Honningsvag ein paar Optionen. Diese sind preislich gewöhnlich etwas höher.
Die folgende Beschreibung der Route zum Nordkap geht daher von Olderfjord und insbesondere von der Nordkap Insel “Magerøya” aus.
Tagesfahrt zum Nordkap und zurück
An einem äußerst windigen, aber sonnigen Tag geht es für uns mittags von unserer schönen Unterkunft auf einer kleinen Halbinsel (dazu unten mehr) auf die 125 km lange Strecke zum nördlichsten (befahrbaren) Punkt Europas.
Die erste Etappe vor Magerøya ist noch eher unspektakulär, zumindest dann, wenn man norwegische Küstenstraßen bereits gewöhnt ist. Zum Ende des Festlands wird die Landschaft bereits spannender. Weite Aussichten auf die Prärie, in der sich vereinzelt freistehende Häuser befinden und die Sicht auf das Meer weiter unten:
Auf der gesamten Etappe müssen 5 Tunnel durchquert werden, viele davon mehrere Kilometer lang.
Der längste davon ist allerdings der 1999 fertig gestellte Nordkaptunnel, welcher die Insel Magerøya mit dem Festland auf knapp 7 km Länge verbindet. Dabei geht der Tunnel sogar auf eine Seetiefe von 212 Meter. Inzwischen wird dafür auch keine Maut mehr verlangt, ebenso wie für den Rest der Fahrt zum Nordkap.
Lost Place Stopp vor Honningsvag
“Lost Place”-Interessierte können sich diese ehemalige Schule ansehen, welche sich direkt auf der Route, knapp 8 km nach Verlassen des Nordkaptunnels befindet (s. hier auf Google Maps).
Wie immer ist es natürlich nicht erwünscht, die Räumlichkeiten zu betreten, was auch ausgeschildert ist. Von außen angucken geht aber.
Stopp in Honningsvag
Für eine kleine Pause eignet sich dieser letzte größere Küstenort. Honningsvag ist außerdem Hafen für Kreuzfahrtschiffe, die hier anlegen, um das Nordkap zu besuchen.
Neben Restaurants findet man hier außerdem kleinere Supermärkte und die letzte Möglichkeit zu Tanken (wegen den dort höheren Preisen sollte man das aber lieber vor Magerøya erledigen).
Wir sind hier ansonsten nur einmal an der Küstenlinie entlang gefahren um einen kleinen Eindruck von Honningsvag zu erhalten.
An Sehenswürdigkeiten in dem Sinne gibt es hier eigentlich nur das “Nordkappmuseum” (Website).
Neben der Touristinfo, welche sich ebenfalls nur wenige Meter entfernt am Pier befindet, ist eine große Troll-Statue außerdem ein beliebtes Fotomotiv.
Weiterfahrt mit möglichem Aufenthalt in Skarsvag für Kirkeporten
Von nun an wird die Fahrt noch einmal spektakulärer. Die Landschaft wird ein wenig steiniger, die Klippen höher und zahlreiche Seen liegen verstreut. Nirgendwo sonst haben wir außerdem so viele Rentiere gesehen. Zahlreiche kleinere Herden grasen in dieser Region.
Im Nachmittagslicht und den Herbstfarben bilden sich tolle Ausblicke:
Nur noch 12 km vom Nordkap entfernt, findet sich eine letzte Abzweigung in Richtung “Skarsvag”, dem wohl nördlichsten Fischerdorf der Welt.
Dort gibt es neben dem Dorf auch einen schroffen Steinbogen “Kirkeporten” anzusehen, der auf einer kleinen Wanderung zu erreichen ist (siehe hier auf Outdooractive). Ca. 1 Stunde muss man dafür einplanen.
Bei sehr starkem Wind, wie es bei uns der Fall war, ist die Wanderung, welche 100 m hinauf führt aber ungemütlich bis hin zu gefährlich, weshalb wir diese diesmal nicht unternehmen konnten.
Die letzten Kilometer
Noch einmal geht es an mehreren größeren Seen vorbei, bis sich die Route das letzte Mal hinauf schlängelt auf das letzte Plateau. Oben wird die Landschaft noch karger, wenn auch nicht langweilig, die Spannung steigt.
Wenige Kilometer vor Ankunft befindet sich auf der linken Seite übrigens noch einmal ein größerer Parkplatz (Google Maps). Dieser ist Startpunkt für die Wanderung “Knivskjelodden” zum “tatsächlich” nördlichsten Punkt Europas, der entsprechend nur auf dieser 17 km langen Wanderung (hin und zurück) erreichbar ist.
Falls dich dies interessiert, kannst du dich z.B. nach dieser Tour auf Outdooractive richten.
Ankunft am Nordkap
Nachdem es den restlichen Tag bereits sehr windig war, wird es nun äußerst stürmig. Vor Einfahrt auf den großen Schotterparkplatz passiert man zunächst ein Kassenhäuschen. Zu unserer Verwunderung ist der Zugang zum Nordkap doch ohne Eintrittsgebühr möglich, früher war dies offenbar anders.
Zahlen muss man nur noch, wenn man die Nordkaphalle mit Museen und Restaurants, etc. besuchen möchte, was wir aufgrund der Gebühr von 310 NOK aber ablehnten.
Bereits auf dem Parkplatz ist es so windig, dass Gehen ein Kampf ist und man nur so hin und her geschleudert wird durch die Sturmböen. Der Gang zur Toilette bereits eine Herausforderung.
Im Grunde Irrsinn, nun zum Plateau an der Klippe mit der Weltkugel zu laufen. Aber wenn man soweit gekommen ist, möchte man sich das auch nicht nehmen lassen.
Wir parken am nördlichen Ende des Parkplatzes. Als ich aussteigen möchte, halte ich die Tür zwar mit der linken Hand fest. Allerdings nicht fest genug – eine Sturmböe überrascht mich und reißt mir die Autotür so kräftig aus der Hand, dass diese fast ausgerissen wird. Zum Glück kommt es nicht ganz so weit, allerdings ist das Türgelenk überstreckt und beschädigt worden. Schließen können wir die Tür glücklicherweise noch und da wir unseren Mietwagen wie üblich ohne Zahlung einer Selbstbeteiligung gebucht hatten, entstand für uns zumindest kein finanzieller Schaden dadurch.
Später sehen wir Leute, die fast nicht mehr in ihr Auto hineinkommen, da der Wind die Tür in dem Fall so fest zudrückte.
Natürlich ist es nicht immer so windig am Nordkap. Aber wenn es bereits davor stürmig ist, weiß man, auf was man sich einstellen sollte.
Gewarnt durch diesen Zwischenfall gehen wir trotzdem bis ganz vor. Zwischenzeitlich wirbeln Sturmböen kleine Steinchen durch die Luft und man muss sich schützen. An diesem windigen Tag muss man tatsächlich dafür “arbeiten”, um zum äußeren Punkt des Nordkaps zu kommen.
Trotz des Windes haben wir heute zumindest eine sehr gute Aussicht ohne jegliche Sichtblockade durch Nebel oder Regen, was am Nordkap auch häufig vorkommen kann.
Gewaltige Steilklippen befinden sich unter dem Nordkap und die Sicht auf das stürmische Polarmeer ist frei. 2100 km ist es von hier noch zum Nordpol.
Nach einigen Fotos unter erschwerten Umständen verließen wir die Plattform auch relativ bald wieder und kämpften uns durch den Sturm zurück zum Auto. Diesmal mit besonderer Vorsicht beim Türen öffnen.
Die Sonne stand nun bereits relativ tief und wir machten uns auf den Rückweg durch die orange-rot-beleuchtete Landschaft von Magerøya.
Rückweg vom Nordkap zu unserer Unterkunft
Mit dem besten Sonnenlicht geht es noch einmal durch die sehenswerte Landschaft zurück. Rentiere sind nun noch aktiver, einmal müssen wir auch kurz anhalten, um einige davon die Straße überqueren zu lassen.
Nach einem letzten Stopp zum Sonnenuntergang machen wir uns auf den weiteren knapp 2-stündigen Rückweg, der am Ende in Dunkelheit verläuft.
Unterkunft als Ausgangspunkt für Nordkap und Umgebung
Da es in Honningsvag als meist letzte Möglichkeit für Hotels nur eine unbefriedigende Auswahl gab, nahmen wir uns ein hervorragendes kleines Ferienhaus 120 km südlich vom Nordkap. Da die Strecke zum Nordkap sowieso wieder zurückgefahren werden muss, machte das nichts.
Zudem war die Lage strategisch gut, um am nächsten Tag auch noch die Panorama-Route nach Havøysund zu nehmen.
Unser Ferienhaus war eine großzügige Wohnung in einem Haus auf einer kleinen Halbinsel nördlich von Smørfjord. Ausgestattet mit 2 Schlafzimmern, einem gemütlichen Wohnzimmer und großer Küche war die Unterkunft perfekt für Selbstversorger ausgelegt und lag zudem in einer tollen Lage.
Buchen kannst du diese Unterkunft “Smørfjord Ferieleilighet” auf Booking.com. Diese hat bei uns 115€/Nacht gekostet. Die Preise schwanken je nach Saison aber und können inzwischen natürlich höher sein.
Fazit zum Nordkap Besuch
Häufig wird das Nordkap als windiger und ungemütlicher Ort beschrieben, der landschaftlich kein besonderes Highlight im Vergleich zu anderen norwegischen Küstenregionen darstellt. Ungemütlich und windig stimmt meistens in der Tat, bei uns war es extrem stürmisch. Auch die Klippe an sich ist schön, aber tatsächlich kein absolutes Highlight im Vergleich zu den Sehenswürdigkeiten Norwegens. Die Landschaft auf dem Weg zum Nordkap dagegen ist schon anders als in anderen Regionen und die Fahrt auf jeden Fall wert. Zusammen mit dem symbolischen Charakter, bis zum äußersten Norden Europas “vorzudringen”, ist ein Besuch des Nordkaps definitiv empfehlenswert, wenn man sowieso schon so weit nördlich gekommen ist.
Bei besonders nebligem und regnerischen Wetter kann man es sich allerdings überlegen ob man den Weg auf sich nimmt, denn dann ist landschaftlich nicht mehr viel geboten.
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