Autofahren in den USA – Vom Hörensagen her gelten Roadtrips auf amerikanischen Highways als Symbol der Freiheit und allgemein als relativ entspannt.
Ist es auch. Trotzdem gibt es natürlich einiges was man wissen sollte, wenn man sich auf die Straßen Amerikas begibt.
Anderes Land – andere Regeln. Zumindest teilweise.
Ich fasse daher alles Wissenswerte in diesem Artikel für dich zusammen aus meinen Erfahrungen aus ca. 25.000 km Autofahren in den USA.
Verkehrsregeln
Und was in den USA anders ist
Verkehrsregeln
Und was in den USA anders istKlar erfinden die USA die Verkehrsregeln zum Autofahren nicht neu. Trotzdem gibt es manches was anders geregelt ist.
Hier das Wichtigste:
- An einer roten Ampel kann man im Gegensatz zu hier nach RECHTS abbiegen, wenn man zuvor kurz angehalten hat.
Nicht erlaubt ist das, wenn es entsprechend ausgeschildert ist (“No turn on red”). Im Übrigen sollte man aufpassen, auch tatsächlich kurz zu stoppen (so wie beim Stoppschild hierzulande), da es an manchen Ampeln Kameras gibt, die genau diesen Verstoß filmen (so wie bei uns der Blitzer eben).
In New York City gilt ein generelles Verbot dieser Regel. - In Wohngebieten, in denen bei uns in der Regel “rechts vor links” gilt, sind entsprechende Kreuzungen in den USA fast immer durch Stoppschilder geregelt (4-way-Stop). Hierbei gilt die Regel: “Wer zuerst an der Kreuzung ankommt, darf nach dem Stoppen als erster weiterfahren”. Wenn beide Autos gleichzeitig ankommen, gilt im Grunde “rechts vor links” oder man stimmt sich ab (Blickkontakt, etc.)
- Die Promillegrenze für Alkohol liegt allgemein bei 0,8 und unterscheidet sich je nach Staaten (manchmal auch 0,5). Allerdings sollte man sich immer bewusst sein, dass die Autovermietung ein Fahren mit Alkohol fast immer vertraglich untersagt und ihr eventuell nicht oder nicht mehr vollständig versichert seid. Auch kann bestraft werden, wenn das Fahrverhalten durch den Alkohol im Blut beeinträchtigt wird.
- Man kann in den USA in der Regel rechts überholen bzw. vorbei fahren. Dementsprechend muss auch aufgepasst werden, wenn man von links nach rechts wechselt.
- Bei Schulbussen besonders aufpassen. Während man bei uns an Bussen mit Warnblinkanlage noch in Schrittgeschwindigkeit vorbei fahren darf, muss man in den USA bei einem haltenden Schulbus vorher ganz anhalten. Bloß nicht vorbeifahren, hohe Bußgelder. Gilt auch für die Gegenseite, zumindest wenn Kinder die Straße überqueren.
- In manchen Bundesstaaten ist das Mitführen von “geöffneten Alkoholbehältern“, sprich offene Weinflasche zum Beispiel, im Fahrzeuginnenraum nicht erlaubt.
- Car Pool Lane: In Großstädten, wie zum Beispiel Los Angeles gibt es sogenannte Car Pool Lanes, die ausschließlich für Fahrgemeinschaften, d.h. mind. 2 Personen in einem Auto, gedacht sind. Diese Lanes befinden sich immer ganz links des Highways und sind durch ein rautenförmiges Symbol gekennzeichnet.
Geschwindigkeitsbegrenzungen beim Autofahren in den USA
Innerorts:
- zwischen 25-35mph (40-56km/h), meist sind es 30 mph
- im Bereich von Schulen: 15mph (24km/h). Oftmals gibt es ein Schild, welches zu Schulzeiten blinkt und erst dann die 15mp/h gelten. Hier auch wieder hohe Bußgelder schon bei 1 mph zu viel.
Außerorts:
- Highways: 55-65mph (89-105km/h)
- Interstates: meist 75mph (120km/h), kann aber bis zu 85mph (137km/h) sein, je nach Bundesstaat
Parken und Halten
Park- und Halteverbote werden u.a. mittels Bordsteinmarkierungen kommuniziert. Folgendes gilt dabei:
- Gelb oder Schwarz: Ladezone (max. 20 min) bzw. Haltezone für Notfahrzeuge
- Weiß: Vergleichbar mit unserem Parkverbot, d.h. nur zum Aussteigen für max. 5 Minuten während der Geschäftszeiten gedacht.
- Rot: Absolutes Park- und Halteverbot
- Blau: Behindertenparkplätze
- Grün: Kurzparkzone (lt. Beschilderung)
Außerdem darf nicht näher als 3 m zu Hydranten geparkt werden.
In San Francisco muss man zudem darauf achten, beim Parken am Hang die Räder zum Bordstein hin einzuschlagen.
Polizeikontrollen, Verstöße, Strafen
und mit was man rechnen kann
Polizeikontrollen, Verstöße, Strafen
und mit was man rechnen kannIch habe auf meinen Autofahrten in den USA wohl schon mindestens 30 Polizeikontrollen irgendwo beobachtet. Selbst bin ich zwar in keine klassische Routine-Kontrolle geraten, aber dazu ein paar sehr wichtige Hinweise:
In den USA ist es sehr üblich, dass Polizeistreifen Autos aus dem Verkehr ziehen und eine Verkehrskontrolle durchführen.
Dabei fährt der Officer mit seinem Auto hinter dich, schaltet seine sämtlichen Lichter an um seine Aufmerksamkeit zu erregen und man fährt an den Seitenstreifen.
Wichtig hier: Man macht erstmal nichts, sondern lässt (ganz wichtig) seine Hände am Lenkrad bis der Officer am Fenster steht und Hallo sagt. Bloß nicht versuchen vorher auszusteigen oder ähnliches!
Ansonsten macht man dann eben brav, was der Officer sagt.
Beispiel:
Blitzer in den USA
Gibt es in Amerika Blitzer? Diese Frage stellt sich häufig. In den USA gibt es so gut wie keine stationären Blitzer (so wie bei uns der mobile Anhängerblitzer oder die klassischen VW Caddys am Straßenrand). Radarkontrollen geschehen eigentlich immer aus den Polizeiautos heraus, die sich entsprechend postieren und dann vielmehr mit Kamera aufzeichnen, als zu blitzen. Meist so, dass sie dich direkt rauswinken können.
Oder natürlich sie fahren hinter dir her und messen so die Geschwindigkeit.
Rotlichtverstöße oder Mautverstöße werden dagegen ebenfalls mit Kameras aufgenommen. Dies gilt auch für das Rechtsabbiegen an roten Ampeln, was dann nicht erlaubt ist, wenn das entsprechende Schild darauf hinweist (“No turn on red”).
Wenn man doch mal zu schnell Auto gefahren ist oder falsch parkt…
In Miami war es dann bei mir auch mal soweit. In einer 30 mph-Zone hatten sie sich so postiert, dass man sie erst gesehen hat, als es zu spät war. Zwei Polizeiautos standen im Mittelstreifen und ich wurde direkt rausgewunken.
Mir wurde “speeding”, also zu schnell fahren und “Überholen von Fahrrädern mit zu wenig Seitenabstand” vorgeworfen.
Hier gleich der Rat: Lasst euch nicht erwischen, es ist einfach viel teurer als bei uns! Immer 100% richtig fahren ist meiner Meinung nach fast nicht möglich, allerdings sollte man es zumindest versuchen.
Während dieses Vergehen hierzulande vielleicht etwa 80€ gekostet hätte, sollten hier 450$ fällig werden. Nun ja, einverstanden war ich mit dem Vorwurf nicht ganz, aber machen kann man erstmal nichts, man bekommt seine Tickets in die Hand gedrückt und kann weiter fahren.
Hier der Bußgeldkatalog, den ich zum Abschied bekommen habe (gilt für Florida mit Stand aus 2014):
Innerhalb 30 Tage kann man zahlen, das geht auch online.
Theoretisch kann auch die Autovermietung informiert werden und sogar direkt deine Kreditkarte belasten. Offenbar hat der Vermieter das Recht, einen Bußgeldbetrag einzuziehen. War bei mir aber nicht der Fall.
Natürlich kann man einfach nichts unternehmen und zur Sicherheit die Kreditkarte sperren. Nachverfolgung bis nach Deutschland ist bei einem Bußgeld so gut wie unmöglich und wird seitens der Polizei nicht geschehen, da es keine Amtsbeihilfe zwischen Deutschland und den USA gibt.
Das Risiko dabei ist die erneute Einreise.
In der Regel ist es so: In dem Bundesstaat in dem der Verstoß erfolgt ist, wird euer Vergehen auch erstmal weiterhin gespeichert und registriert ob es bezahlt wurde oder nicht.
Sollte man also in den nächsten Jahren in den selben Bundesstaat per Flugzeug wieder einreisen, wird mit einem gewissen Risiko das Bußgeld bei der Einreise fällig + mögliche Zusatzgebühren.
Die Wahrscheinlichkeit abgewiesen zu werden steigt natürlich auch etwas. Soweit ich informiert bin, ist dies allerdings trotzdem nach wie vor eher unwahrscheinlich. Das entsprechende Bargeld sollte man in dem Fall allerdings dabei haben.
Bei der Einreise in andere Bundesstaaten: Ob Bußgelder bis in andere Bundesstaaten kommuniziert werden, ist umstritten und vermutlich auch nach Staaten unterschiedlich. Meiner Recherche nach wird das zwischen den Immigrationsbehörden aber nicht kommuniziert.
ABER: Im Polizeicomputer scheinen die Vergehen dennoch lange gespeichert zu sein. Das heißt, falls du noch einmal in eine Kontrolle gerätst, wird es dann sehr wahrscheinlich herauskommen.
So oder so, wer nicht zahlt, sollte sich zumindest darauf einstellen, dass bei einer erneuten Einreise die Gebühr fällig wird und es möglicherweise auch Probleme bei der Immigration gibt. Mit etwas Glück nicht, mit Pech schon. Es gibt teilweise Verjährungsfristen, allerdings kann ich dazu auch nichts Sicheres sagen.
Ich persönlich habe übrigens nicht gezahlt und bin auf eigenes Risiko auch danach noch einmal eingereist (nicht in Florida allerdings) und es ist nichts passiert. Gefahren bin ich dann aber immer korrekt.
Wer das Bußgeld verschmerzen kann und sich beim nächsten Mal USA keinen Stress antun will, sollte jedoch lieber zahlen.
Noch besser: Immer versuchen an die Regeln zu halten!
Zum Schluss noch ein paar wichtige Begriffe aus dem Verkehr
und was sonst noch interessant ist
Zum Schluss noch ein paar wichtige Begriffe aus dem Verkehr
und was sonst noch interessant istVerkehrsbegriffe zum Autofahren in den USA
Damit du dich in dem englischsprachigen Verkehrsjargon auch zurechtfindest, hier eine kleine Top-10 Übersicht häufig auftauchender Bezeichnungen:
YIELD | Vorfahrt beachten |
DETOUR | Umleitung |
NO PASSING | Überholverbot |
MERGE | Einfädeln (bei Verengung etc,) |
DIP | Bodenwelle/senke |
NO U-TURN | Wendeverbot |
RIGHT OF WAY | Vorfahrt |
PEDESTRIANS X-ING | Fußgänger überqueren Fahrbahn |
ROAD CONSTRUCTION AHEAD | Ankündigung einer Baustelle |
MEN WORKING | Bauarbeiter an Fahrbahn |
Tanken
Wer das erste mal tankt, wird sich unter Umständen wundern, warum nichts aus dem Zapfhahn kommt.
In den USA ist es üblich, dass das Benzin vor dem Tanken entweder beim Kassierer bezahlt wird oder per Kreditkarte direkt an der Zapfsäule autorisiert wird. Das dient wohl einfach dazu Benzinklau zu verhindern.
Ansonsten sind die Zapfhähne etwas anders als bei uns, aber daran gewöhnt man sich.
Internationaler Führerschein für Autofahren in den USA?
Ein häufiges Thema und die Antwort ist eigentlich simpel. NEIN. Man benötigt keinen internationalen Führerschein in den USA. Weder um einen Mietwagen anzumieten, noch um überhaupt zu fahren.
Der heute gültige EU-Führerschein im EC-Kartenformat ist überall anerkannt. Es schadet am Ende natürlich nicht, wenn man einen internationalen Führerschein (welcher ja nur eine Übersetzung des europäischen ist) dabei hat.
Mietwagen USA
Das Wichtigste zum Mietwagen findest du in diesem Artikel.
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- Hier gibt’s noch weitere USA-Reisetipps und mehr Artikel zu USA Reisezielen.
- Und hier 7 Tipps zur Mietwagenbuchung (inkl. speziell zu USA)
- Außerdem: Mit welchen Kosten man bei einem USA-Roadtrip rechnen muss.
- Und: Warum man mit diesen 2 Kreditkarten, die ich verwende, in den USA viel Geld sparen kann.
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Wer sich nun gerüstet fühlt, um einen Roadtrip in den USA zu starten, kann sich ja zum Beispiel schonmal auf Check24 umgucken, damit es hoffentlich schon bald mit dem passenden Mietwagen über die amerikanischen Highways geht.
Was sind deine Erfahrungen auf den Straßen Amerikas? Schreib doch in die Kommentare!
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Genau diese Information habe ich gesucht, vielen Dank!